Hochsommer im Spreewald. Die Hitze setzt allen zu. Ein Mann hat sich auf einer einsamen Landstraße vor einen LKW geworfen. An der Kleidung des Unbekannten wird jede Menge Fremdblut entdeckt. Der Mann hat offensichtlich ein schweres Verbrechen begangen. Seine Identität ist bald festgestellt: Gottfried Richter, zuletzt Paketbote im unwegsamen Spreewald. Aber wer und wo ist das Opfer? Kommissar Krüger und sein Team folgen dem Weg des Paketboten durch den Spreewald. ![]() ![]() Sie stoßen auf ein Familiendrama, in dem Billiglöhne im Zustelldienst und der Wechsel von Holz auf Leichtmetall beim Bootsbau eine Rolle spielen. • ZDF, Montag, 12. Mai 2014, 20.15 Uhr. 'Das Geheimnis im Moor' war 2006 ein einzelner Fernsehfilm, der im melancholisch-märchenhaften Spreewald einen Mordfall erzählt, der in DDR-Zeiten zurückreicht. Der überraschend große Erfolg dieses durchaus anspruchsvollen Films hat die Spreewaldkrimireihe evoziert. Diese lose Reihe hat sich mit fünf Filmen, ohne große Marketing-Aktionen und bislang ohne Preise, einen sehr guten Ruf sowohl bei den Zuschauern wie bei den Kritikern und in der Branche erworben. Schon der erste 'Spreewaldkrimi' hat die charakteristischen Qualitäten, den besonderen Stil dieser Reihe begründet: die magische Zauber-Landschaft als Seelenspiegel in einer Hauptrolle, das verblüffend selbstverständliche Spiel mit mäandernden Zeitebenen, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart gleichzeitig und gleichwertig dramatisch durchdringen, ein für die Region spezifisches politisches Thema und intensive Schauspielerleistungen. Garant für diese eigene, vielschichtige Mixtur war und ist in erster Linie der Autor Thomas Kirchner, der alle Drehbücher geschrieben hat. Das Team des ersten Films hat nun Produzent und Mitinitiator Wolfgang Esser beim sechsten Spreewaldkrimi wieder zusammen gebracht: Regisseur Kai Wessel, Kameramann Holly Fink, Cutterin Tina Freitag, Mischmeister Richard Borowski und Komponist Ralf Wienrich, der diesmal sogar das Filmorchester Babelsberg für den zwischen Klassik und Jazz oszillierenden Score engagieren konnte. 'Eigenlob stinkt' habe ich von meiner Mutter gelernt und Zurückhaltung in der Anpreisung der eigenen Programme wird ja auch von Redakteuren erwartet, also halte ich mich zurück und sage nur, dass ich persönlich jeden der genannten aus diesem tollen Team für preiswürdig halte – denn Klappern gehört ja bekanntlich auch zum Handwerk des Filmemachens. Dieser sechste Spreewaldkrimi erzählt die Geschichte eines sympathischen Außenseiters, der zum Mörder wird. In der Spreewald-Gemeinde, in der auf Grund des Spiels mit der Zeit auch die im fünften Film gestorbene Figur von Kai Scheve einen kurzen Gastauftritt hat, in dieser von hellen wie dunklen Mächten durchzogenen Schicksalsgemeinschaft findet der hineinheiratende Gottfried Richter trotz allen gutwilligen Bemühens einfach nicht seinen Platz. Seine tragische Ausgrenzung wird aber genau so wenig wie Gefühlsstau und Eifersucht simpel verkürzend als Ursache der Entstehung von Gewalt gezeigt – auch wenn das durchaus ein Thema des Films ist – wie auch der folgenreiche Wechsel beim Kahnbau von Holz auf Aluminium. Tradition versus Moderne, Heimat versus Fremde. Sehnsüchtig das Glück suchende Menschen in einer abgelegenen Grenzregion, stolze Existenzen am Rand. Roeland Wiesnekker spielt die wuchtige, eindringliche Charakterstudie einerseits anrührend und empathisch, andererseits bedrohlich Furcht einflößend. Christina Große macht ihrem Namen zunehmend Ehre und ist ihm hier eine ebenbürtig intensive Partnerin. Um den zentralen Kommissar Krüger – physisch und psychisch prägnant wiederum Christian Redl – glänzt auf Ermittlerseite, neben den beiden etablierten Claudia Geisler und Rike Schäffer, wieder Thorsten Merten. Der dramaturgische Kniff dieses Films ist die originelle Grundidee von Thomas Kirchner, nicht das konventionelle Krimi-Ratemuster 'Wer war der Täter?' Anzuwenden, sondern dem Zuschauer das Rätsel auf den Weg zu geben 'Wer ist das Opfer?' So wird das traurig-schöne Leben und das verzweifelt-wahnsinnige Scheitern des Gottfried Richter vom Ende her spannend rekonstruiert. 'Mörderische Hitze' – trotz der beeindruckend hitzeflimmernden, amerikanisch anmutenden Bilder von Holly Fink letztes Jahr nicht nur bei sommerlichen Temperaturen gedreht – wurde zum 'FernsehKrimi Festival' nach Wiesbaden und zum Festival 'achtung berlin' eingeladen. Und Thomas Kirchner hat noch viele Geschichten im Spreewald zu erzählen: Der siebte Spreewaldkrimi 'Die Tote im Weiher' unter der Regie von Sherry Hormann ist gerade fertig geworden. Stab und Besetzung. Mai 2014, 20.15 Uhr Spreewaldkrimi – Mörderische Hitze Der Fernsehfilm der Woche Buch Thomas Kirchner Regie Kai Wessel Kamera Holly Fink Ton Christoph Köpf Szenenbild Thilo Mengler Kostüm Susanne Witt Schnitt Tina Freitag Musik Ralf Wienrich Orchester Filmorchester Babelsberg mit Dirigent Sebastian Krahnert Music Supervision Hansjörg Kohli Mischung Richard Borowski Sounddesign Marion Blume Casting Simone Bär Producerin Dana Löffelholz Produktionsleitung Hartmut Damberg Produzent Wolfgang Esser Produktion Aspekt Telefilm Produktion GmbH Redaktion Pit Rampelt Länge 89 Min. Die Rollen und ihre Darsteller Thorsten Krüger Christian Redl Gottfried Richter Roeland Wiesnekker Irene Fischer Christina Große Fichte Thorsten Merten Anna Rike Schäffer Marlene Seefeldt Claudia Geisler Klara Hauwald Cornelia Schmaus Hubert Hauwald Hans-Uwe Bauer Johannes Sengmann Godehard Giese Marlies Daniela Holtz Karsten Hellstein Kai Scheve Angestellte Paketdienst Nikola Kastner Johanna (14 Jahre) Helena Phil Johanna (10 Jahre) Maria Matschke Tobi Maximilian Beck u.a. Hochsommer im Spreewald. Die Hitze setzt allen zu. ![]() Es ist heiß in der Lausitz. Missmutig widmet sich Krüger dem Fall des Mannes, der vor einen Laster gerannt ist. Er lebt - und das Blut auf. Ein Mann hat sich auf einer einsamen Landstraße vor einen LKW geworfen. Der Unbekannte ist blutüberströmt und muss notoperiert werden. Dabei wird an seiner Kleidung vor allem jede Menge Fremdblut entdeckt. Der Mann hat offensichtlich ein schweres Verbrechen begangen, liegt jetzt aber selbst schwer verletzt im künstlichen Koma und ist nicht vernehmungsfähig. Seine Identität ist bald festgestellt: Gottfried Richter heißt der Mann, zuletzt tätig als Paketbote im unwegsamen Spreewald, verheiratet, eine Tochter. Befragungen und Ermittlungen ergeben, dass Gottfried Richter vor kurzem einen Menschen getötet haben muss. Aber wo und wen? Wo sind seine Frau und seine jugendliche Tochter? In einer raffinierten, für den Spreewaldkrimi typischen Erzählweise wird diesmal nicht der Täter, sondern das Opfer gesucht. Kommissar Krüger und sein Team folgen dem Weg des Paketboten durch den Spreewald. Sie stoßen dabei auf ein Familiendrama, in dem Billiglöhne im Zustelldienst und der Wechsel von Holz auf Leichtmetall beim Bootsbau eine Rolle spielen. 'Eine Stunde am Fließ und die Geschichten kriechen an Land.' – Gespräch mit Autor Thomas Kirchner. Thomas Kirchner, sie haben alle sechs Spreewaldkrimis geschrieben. Diesmal schicken Sie Hauptkommissar Krüger jedoch nicht auf Mörderjagd, sondern er muss das Opfer suchen, dessen Blut an dem Verdächtigen klebt. Wie sind Sie auf diese außergewöhnliche Idee gekommen? Krimis pflegen mit einem Mord zu beginnen, aber eigentlich steht der Mord ja am Ende einer Entwicklung. Er ist zeitgleich Endpunkt für den Mörder und Anfang für die Ermittlung. Die Idee 'Lass uns mal das Opfer suchen' war zuerst nur eine Spielerei. Geht das überhaupt? Wie wird die Geschichte dann spannend? Es gibt Beispiele, da leiden Täter an Amnesie, oder man kennt das potenzielle Opfer und sucht den Aufenthaltsort, das Versteck etc. Ich wollte es nicht einfach nur umdrehen, sondern parallel erzählen: 1. Wie es zu einer Tat kam und 2. Was die Ermittlungen in dem Team auslösen. Der Mord ist das verbindende Element zweier Geschichten – die eine findet ihr Ende, die andere setzt genau dort ein. Ein Element der Spreewaldkrimis ist ja diese verwobene Erzählweise, in der 'real' aufeinanderfolgende Ereignisse durcheinanderfließen. Dazu kommt der Ort, der solche Erzählformen durch seine Märchenhaftigkeit möglich macht, ja geradezu einfordert. Wenn dann noch dankenswerter Weise Redakteur Pit Rampelt und Produzent Wolfgang Esser, die eben auch alle sechs Spreewaldkrimis gemacht haben, diese Gedankenspiele mitspielen, kann ich mich als Autor frei entfalten und bekannte, gradlinige Sujets ungewöhnlich erzählen. Ein Glücksfall! Alle Spreewaldkrimigeschichten haben mit der Region zu tun und spielen in dieser magisch-märchenhaften Wasserlandschaft, die zugleich immer etwas Geheimnisvolles, mitunter Beklemmendes in sich birgt. Wie fühlen Sie sich in diese Umgebung ein, inwieweit beeinflusst die Region, die Landschaft Ihre Geschichten? Diese Landschaft verbietet Schischi-Geschichten. Sie ist archaisch, die Geschichten müssen es meines Erachtens auch sein. Die Fließe sind verwoben, haben eine gemächliche Geschwindigkeit – wie die Filme. Die Landschaft atmet diese Art von Filmen. Eine Stunde am Fließ im Hochwald, und die Geschichten kriechen an Land. Das geht von allein. Ich weiß nicht wie, sie kommen aus den Wassern, und ich sammle sie auf. Zuschauer, weit weg vom Spreewald, sagen mir: Ich war nur einmal da, vor etlichen Jahren, aber als ich den Film gesehen habe, war alles wieder da. Dank an die Kamera! Sind Sie häufiger Gast im Spreewald, um neue Ideen zu gewinnen? Im August werden seit Jahren im großen Kahnfährhafen die Filme OpenAir gezeigt. Da bin ich gerne, fühle, wie die Filme bei denen ankommen, die dort leben und mitgespielt haben. Das ist interessant und inspirierend. Auch wenn die Filme die Region, ihre Schönheiten und Probleme aufnehmen, ich mit Einheimischen rede – sie sind und bleiben Phantasie. Hin und wieder bin ich mal am Set. Diese Besuche sind immer auch mit ein paar Tagen 'Atmosphäre tanken' verbunden. Die Spreewaldkrimis zeichnen sich durch die Erzählweise über verschiedene Zeitebenen aus. Wie gehen Sie beim Schreiben vor: Schreiben Sie an zwei Drehbüchern gleichzeitig und fügen diese dann zu einem zusammen? Ich schreibe meist chronologisch, probiere Zeitanschlüsse und Ebenen direkt aus, weil die auch Tempo und Rhythmus vorgeben. Was sich in der einen Ebene erzählt, kann ich in der anderen vielleicht weglassen. Ich sehe den gesamten Film vor mir – in seiner Verwobenheit, nicht in seinen einzelnen Strängen, die erst anschließend miteinander verdreht werden, wie ein Seil. Nach sechs Spreewaldkrimis: Wie nah sind Ihnen die etablierten Figuren, allen voran Hauptkommissar Krüger und Fichte? Näher und ferner zugleich. Es ist das Paradox, dass, wenn man einem Objekt immer näher kommt, man es in seiner Gesamtheit immer weniger erfassen kann. Ich bemühe mich also um Abstand, nehme auch Anregungen der Schauspieler auf, verwandle sie und lasse mich dann durch ihre Interpretation auch gerne wieder überraschen. Oder ich nehme ihr darstellerisches Angebot an und schreibe direkt auf den Leib. Krüger und sein Kollege Fichter scheinen eine ganz besondere Beziehung zu haben. Wodurch zeichnet sie sich aus? Fichte ist im Osten aufgewachsen und sieht das 'siegreiche' System sehr skeptisch. Nicht zuletzt durch seinen Beruf bedingt, betrachtet und reflektiert er das jetzige System vornehmlich in seinen Schattenseiten und Auswüchsen. Die Brüche in den Menschen, ihre Zusammenbrüche, sieht er in diesem gesellschaftlichen und somit systemischen Zusammenhang. Krüger hingegen, im Westen aufgewachsen, hinterfragt das System als solches überhaupt nicht. Für ihn sind Verbrechen ein zu lösendes Rätsel, und dabei ist es ihm egal, wo es sich ereignet hat. Krüger interessiert nicht die Rolle des Menschen im System, sondern der fehlbare, gefallene Mensch an sich. Krüger ist ganz und gar Individualist, Fichte hingegen ein Kollektivmensch. Um etwas zu erreichen müssen sie zusammenarbeiten. Wie auch Autor und Schauspieler. Ohne Christian Redl und Thorsten Merten kann ich die Figuren kaum noch denken und doch sind sie von mir erdacht und geführt. Das Gespräch führte Gitta Deutz Die Kunst, den Zuschauer zu verführen – Gespräch mit Regisseur Kai Wessel. Herr Wessel, Sie haben auch schon den ersten Spreewaldkrimi 'Das Geheimnis im Moor' inszeniert. Wie war es, nach sieben Jahren wieder in dieses Gebiet zu kommen? Es war eine Reise in die Vergangenheit, auch in die persönliche, denn wir haben damals, 2006, ja mehrere Wochen dort verbracht. Interessant war zu sehen, wie sich Lübbenau, der Mittelpunkt unserer damaligen Geschichte, verändert hat. Der Spreewald hingegen hat nichts von seiner Mystik verloren und einmal mehr hat mich das wahnsinnig langsam fließende Wasser fasziniert. Dieses Gebiet mit seinem Labyrinth an Wasserstraßen ist in Deutschland so einmalig, man hat das Gefühl, auf einem fernen Kontinent zu sein. Spannend finde ich nach wie vor die sorbische Minderheit, die ihre Traditionen, ihre Kultur pflegt und mit ihrer eigenen Sprache, dem Sorbischen, aus unserer Sicht eine Art Geheimsprache spricht. Die sorbische Kultur spielt in diesem Spreewaldkrimi eine große Rolle. Inwieweit haben Sie Sorben vor Ort in die Arbeit am Film eingebunden? Einige Szenen wären ohne die wunderbare Zusammenarbeit mit den sorbischen Verbänden, etwa mit den Gesangsverbänden, nicht realisierbar gewesen. Bei der Hochzeit haben wir viele sorbische Komparsen engagiert und auch die traditionellen Festtagstrachten zur Verfügung gestellt bekommen. Die Geschichte, die wir mit 'Mörderische Hitze' erzählen, umspannt insgesamt 15 Jahre, sie ist eine Mixtur aus Tradition und Moderne. Aber sie könnte auch vor 10, 30 oder auch 60 Jahren spielen, denn es ist eine ganz archaische, zeitlose Erzählung über die Liebe und ein trauriges Märchen über das Scheitern. Dennoch haben wir es mit einem Mann zu tun, der einen grausamen Mord begangen hat Das ist richtig. Gottfried Richter (Roeland Wiesnekker) hat einem jungen Mann das Leben genommen und dessen Familie in die Katastrophe geführt. Aber das Interessante an dieser Geschichte ist ja, dass niemand richtig Schuld hat. Alle Hauptfiguren geben ihr Bestes, allen voran Gottfried. Bis er, ausgelöst durch eine objektiv harmlose Situation, ausrastet, und die Kontrolle verliert. Im Kern behandelt 'Mörderische Hitze' die Geschichte über eine Urangst aller Männer vor allem Väter, für ihre Familie nicht so sorgen zu können, wie sie es verdient hätte. Ich bin überzeugt, dass diese Versagensängste auch heute noch in allen Männern und Vätern stecken. Stellte es Sie in der Inszenierung vor eine besondere Herausforderung, dass Thomas Kirchner Kommissar Krüger nicht auf Täter-, sondern Opfersuche schickte? Ich fand diesen Ansatz, der mir bis dahin völlig unbekannt war, sehr aufregend und herausfordernd. Die Regieführung unterschied sich nur darin, dass man den Blick des Kommissars und den der Zuschauer auf die Geschichte anders erzählen, ja quasi umdrehen musste. Eine weitere Herausforderung sind bei den Spreewaldkrimis die Rückblenden. Es ist ein bisschen so, als würde man zwei Filme ineinander schneiden. Dabei geht es nicht allein um formal-ästhetische Fragen, inwiefern sich eine Rückblende am besten einfügt, sondern vor allem darum, wann sie inhaltlich Sinn macht. Kommissar Krügers Stärke liegt ja darin, sich in Situationen und in die Motive der Figuren einzufühlen. Da ist es wichtig, die Ist-Zeit-Ebenen mit den Rückblenden fließend zu erzählen. Hatten Sie im Sommer 2013 aufgrund der Hitze während der Dreharbeiten große Probleme? Es war zunächst die drohende Flut, die Auswirkungen auf unsere Dreharbeiten hatten. Lübbenau rechnete damit, überflutet zu werden, was ein absolutes Kahnverbot, auch für den Berufsverkehr, nach sich zog. Die Zufahrtsstraßen zum Hochwald, dem einsamen Gebiet im Spreewald, wo wir drehen wollten, waren gesperrt. Dann blieb zwar die große Flut in Lübbenau aus – dafür hatten wir es aber aufgrund der plötzlichen Hitze und der überfluteten Regionen mit unfassbar vielen Mücken zu tun. Nicht nur die Schauspieler, alle Gewerke taten mir leid. Ich erinnere mich noch an den Tonangler, der in einer Szene fünf Mal gestochen wurde, sich aber nicht wehren durfte. Apropos Mücken, der Fliegenschwarm in der Hütte auf den Leichenteilen des ermordeten jungen Mannes ist ein kleiner Schocker Aber nicht, weil er als Schocker inszeniert ist, denn damit würden wir ein ganz anderes Genre bedienen. Es sind die Bilder im Kopf, die meistens stärker sind als das, was wir wirklich sehen. Die Kunst besteht darin, den Zuschauer zu verführen, ihn zu berühren. Wie sind Sie auf die Besetzung von Roeland Wiesnekker und Christina Große gekommen? Ich kannte Roeland Wiesnekker als hochsensiblen Schauspieler. In meinen Augen ist er die ideale Besetzung für diesen Mann, der an sich, an seinen Ängsten und Defiziten in Verbindung mit den äußeren Umständen zerbricht. Und Christina Große spielt die Irene mit einer Lebensfreude und Energie, wie sie für diese Liebesbeziehung unbedingt notwendig ist. Da die Geschichte in einem Zeitraum von 15 Jahren spielt, nimmt man ihr die mädchenhafte Art bis hin zur gebrochen Frau ab. Christina Große berührt mit wenigen Worten und Blicken. Das Gespräch führte Gitta Deutz Über Lüge, Wahrheit und Intuition – Interview mit Schauspieler Christian Redl. Christian Redl, 'Mörderische Hitze' ist der sechste Spreewaldkrimi, in dem sich Kommissar Krüger in einen komplizierten Fall einfühlen muss. Er taucht in das, was geschehen ist, ein und spürt Vergangenem nach. Mach diese Fähigkeit das Geheimnis seines Erfolges als Ermittler aus? Ich denke schon. Krügers mentale Fähigkeiten sind sehr ausgeprägt. Er sieht in die Menschen hinein und kennt sich aus mit ihren Abgründen. Es kommt ein hohes Maß an Geduld beim Zuhören hinzu und er hat die intuitive Gabe, eine Lüge von einer Wahrheit zu unterscheiden. In diesem aktuellen Fall kommt er allerdings fast an seine Grenzen. Das Spannende an Krügers Fall ist dieses Mal auch, dass er nicht den Täter, sondern das Opfer finden muss. Machte das für Sie persönlich den Reiz an dieser Geschichte aus? Das ist eine großartige Variante, die Thomas Kirchner da erfunden hat. Ich kann mich nicht erinnern, das so schon einmal in einem Film gesehen zu haben. Ein sehr ungewöhnlicher Blickwinkel, an den man sich erst einmal gewöhnen muss. Und für Krüger eine völlig neue Herausforderung. Krüger hat etwas von einem 'einsamen Wolf'. Wortkarg und ohne andere teilhaben zu lassen, betreibt er seine Ermittlungen. Liegt das auch an dem geheimnisvollen, mystischen Spreewald? Ich glaube, Krüger wäre auch in einer Großstadt als 'einsamer Wolf' unterwegs. Die einzigartige, geheimnisvolle Spreewald-Landschaft lässt ihn noch etwas einsamer, fast verloren, erscheinen. Aber Krüger empfindet es für sich selbst nicht so. Er liebt das Alleinsein, weil es seinem Wesen entspricht. Er lebt in einer eigenen Welt und hat wenig Bedarf nach unverbindlicher Konversation. Ihr Spiel ist auch in anderen Filmen meistens sehr zurückgenommen. Haben Sie und Krüger etwas gemeinsam? Krüger ist mir schon sehr nahe. Auch ich bin sehr gern allein mit mir, ohne mich irgendwie einsam zu fühlen. Auch ich beobachte gerne Menschen und versuche dabei, hinter die Fassade zu schauen. Und auch ich glaube, dass in jedem Menschen eine böse Energie schlummert. – Man hat sehr viel Glück, wenn diese nicht durch irgendwelche unglücklichen Umstände zum Leben erweckt wird. Ist Ihnen die Mentalität der Sorben inzwischen vertraut? Das muss ich verneinen, denn ich habe bisher nur sehr wenige Sorben erlebt. Wirklich kennengelernt habe ich keinen einzigen. Ist es für Sie, als Protagonist einer Reihe eine Herausforderung in der Regel mit wechselnden Regisseuren zusammen zu arbeiten? Muss man ihnen die Figur des Kommissars Krüger jedes Mal erklären? Nein, das muss man nicht. Es geht darum, die Situationen auszuloten, in denen der Kommissar sich verhalten muss. Und die sind Gott sei Dank sehr unterschiedlich. Mir kommt es auf jeden Fall entgegen, mit unterschiedlichen Regisseuren zu arbeiten, denn jeder Regisseur ist anders. Das eröffnet immer wieder neue Perspektiven und schärft den Blick für das Wesentliche. Dass Kai Wessel nun das zweite Mal Regie führte, war natürlich ein Glücksfall, zu ihm habe ich ein ganz besonderes Vertrauen. Er hatte mich 2005 als Krüger im ersten Spreewald-Film besetzt und somit dafür gesorgt, dass ich diese Rolle im Herbst 2014 nun schon zum 8.Mal spielen darf. Das Interview führte Gitta Deutz Vielschichtige Geschichte, zärtlich und brutal zugleich – Interview mit Schauspielerin Christina Große. Christina Große, hat Sie die Geschichte von 'Spreewaldkrimi - Mörderische Hitze' berührt? Ich fand sie schon beim ersten Lesen enorm kraftvoll und vielschichtig, Märchen und Drama zugleich. Es war aber vor allem diese besondere, unbesiegbar erscheinende Liebe zwischen Gottfried und Irene und deren Scheitern durch äußere und innere Auslöser. Irene hält entgegen aller Anfeindungen seitens ihrer verbitterten Mutter an ihrer Liebe fest und das auch trotz Gottfrieds mangelnden handwerklichen Talents, das ja vor allem ihr geliebter Vater immer wieder moniert. Auch als Gottfried die Familie nur noch mit Hilfe wechselnder Nebenjobs über Wasser hält, steht Irene weiterhin zu ihm. Doch obwohl diese Liebe so innig ist, kann sie die beiden vor dem Druck, der durch die sich verschlechternde wirtschaftliche Situation entsteht, nicht schützen. Die Kraft der Liebe hält der Last des Alltages nicht stand. 'Man muss nur wirklich wollen –Jeder ist seines Glückes Schmied' – das sagt sich leicht und lebt sich doch schwer. Bei Irene und Gottfried kommt vieles zusammen, was zu ihrem Unglück führt Ja, es sind nicht allein die äußeren Umstände, die uns und auch Irene und Gottfried scheitern lassen. Ein Satz, eine Bemerkung im größten Glück dahingesagt, kann etwas auslösen, das in dieser Weise nie gemeint, gedacht und beabsichtigt war – so auch bei Gottfried. Ein Satz, eine Bemerkung von Irene entwickelt ein Eigenleben in Gottfrieds Wahrnehmung und arbeitet genau so gegen diese große Liebe. Diese Vielschichtigkeit der Geschichte ist zärtlich und brutal zugleich. Das war berührend und schmerzhaft schon beim Lesen und erst recht beim Spielen. Was war Ihnen bei Ihrer Darstellung besonders wichtig? In den sehr intensiven Leseproben mit Kai Wessel entdeckten wir, dass es uns wichtig ist, Irene so lang als nur irgend möglich und allen Widrigkeiten zum Trotz als die große Liebende zu zeigen. Irene sagt bedingungslos 'Ja' zu Gottfried und zieht eine enorme Kraft aus dieser Liebe. Dunkle Wolken schiebt sie einfach weg, Existenzprobleme sind lösbar. Sie ist eine sehr ungebrochene Figur, sehr geradlinig in ihrer Liebe. Solche Frauen habe ich bisher selten gespielt und das hat mich gereizt. Natürlich bestand auch eine Herausforderung in der großen Zeitspanne und dem reichen erzählerischen Bogen, den unsere Figuren durchleben und dass oft nur kurze Szenen für einen bestimmten Abschnitt im Verlauf der Geschichte stehen. Heraus zu finden, wann selbst für Irene der Druck von außen und innen zu groß wird. Wie viel an Liebe am Ende bleibt. Wann sie beginnt, zu reflektieren. Was die Schuldfrage mit ihr macht. Das war spannend zu entdecken. Solch eine Figur spielen zu dürfen, ist einfach ein Geschenk. Der Spreewaldlandschaft sagt man nach, mystisch und auch düster zu sein. Hat das Ihr Spiel beeinflusst? Während der Drehzeit im Spreewald hatten wir drei Wochen bestes Sommerwetter, das war also erst einmal das Gegenteil von düster und mystisch. Trotz alledem hat diese Landschaft natürlich etwas ganz Eigenes, etwas Verwunschenes – und damit wären wir wieder beim Märchen. Besonders durch die vielen Kanäle und Wasserwege ist der Spreewald wunderschön bei strahlender Sonne, aber bei bedecktem Himmel hat er rasch auch etwas Unheimliches. Das Motiv der Holzhütte mitten im Hochwald hatte genau diese spezielle Atmosphäre. Es war aber vor allem die bedrückende Stimmung des Hofes mit seinen dunklen feuchten und engen Räumen und den niedrigen Decken, die mein Spiel beeinflusst haben. Für die angespannten Situationen zwischen Irene und ihrer Mutter und Gottfried war das hilfreich. Für mich war die Landschaft genauso vielschichtig und 'vielgesichtig' wie die Geschichte, die wir erzählen. Das Interview führte Gitta Deutz Bildhinweis / Impressum. Es ist heiß in der Lausitz. Missmutig widmet sich Krüger dem Fall des Mannes, der vor einen Laster gerannt ist. Er lebt - und das Blut auf seiner Kleidung ist nicht seines Das Drama mit der schwülen Atmosphäre von US-Südstaatenkrimis gewann sechs Auszeichnungen der Deutschen Akademie für Fernsehen. Die Sommerhitze liegt über dem Spreewald. Ein Mann rennt vor einen LKW. Er kann gerettet werden, fällt aber ins Koma. Für Kommissar Krüger heißt es, dem Fremdblut auf der Kleidung des offenbar Lebensmüden nachzugehen. Hat dieser Mann einen anderen Menschen getötet oder schwer verletzt? Krüger und seine Kollegen nehmen die Fährte auf, folgen der Blutspur und machen in einer Waldhütte einen grauenhaften Fund. „Ich hatte immer gehofft, dass mir so was wie Sie nie begegnet“ – Krüger fordert den wieder vernehmungsfähigen Mann auf, sein Geständnis aufzuschreiben. Dieser notiert mit zitternder Hand: „Mein Name ist Gottfried Richter. Ich bin 46 Jahre alt. Ich bin zum Mörder geworden.“ In dem Spreewaldkrimi: Mörderische Hitze gibt ein Mann nach einem missglückten Selbstmordversuch Christian Redl und seinem Team ein gewaltiges Rätsel auf. Hochsommer im Spreewald. Die Hitze setzt allen zu. Ein Mann (Roeland Wiesnekker) hat sich auf einer einsamen Landstraße vor einen LKW geworfen. Der Unbekannte ist blutüberströmt und muss notoperiert werden. Dabei wird an seiner Kleidung vor allem jede Menge Fremdblut entdeckt. Der Mann hat offensichtlich ein schweres Verbrechen begangen, liegt jetzt aber selbst schwer verletzt im künstlichen Koma und ist nicht vernehmungsfähig. Seine Identität wird bald festgestellt: Gottfried Richter heißt er, zuletzt tätig als Paketbote im unwegsamen Spreewald, verheiratet, eine Tochter. Befragungen und Ermittlungen ergeben, dass Gottfried Richter vor kurzem einen Mensc In dem Spreewaldkrimi: Mörderische Hitze gibt ein Mann nach einem missglückten Selbstmordversuch Christian Redl und seinem Team ein gewaltiges Rätsel auf. Hochsommer im Spreewald. Die Hitze setzt allen zu. Ein Mann (Roeland Wiesnekker) hat sich auf einer einsamen Landstraße vor einen LKW geworfen. Der Unbekannte ist blutüberströmt und muss notoperiert werden. Dabei wird an seiner Kleidung vor allem jede Menge Fremdblut entdeckt. Der Mann hat offensichtlich ein schweres Verbrechen begangen, liegt jetzt aber selbst schwer verletzt im künstlichen Koma und ist nicht vernehmungsfähig. Seine Identität wird bald festgestellt: Gottfried Richter heißt er, zuletzt tätig als Paketbote im unwegsamen Spreewald, verheiratet, eine Tochter. Befragungen und Ermittlungen ergeben, dass Gottfried Richter vor kurzem einen Mensc In dem Spreewaldkrimi: Mörderische Hitze gibt ein Mann nach einem missglückten Selbstmordversuch Christian Redl und seinem Team ein gewaltiges Rätsel auf. Hochsommer im Spreewald. Die Hitze setzt allen zu. Ein Mann (Roeland Wiesnekker) hat sich auf einer einsamen Landstraße vor einen LKW geworfen. Der Unbekannte ist blutüberströmt und muss notoperiert werden. Dabei wird an seiner Kleidung vor allem jede Menge Fremdblut entdeckt. Der Mann hat offensichtlich ein schweres Verbrechen begangen, liegt jetzt aber selbst schwer verletzt im künstlichen Koma und ist nicht vernehmungsfähig. Seine Identität wird bald festgestellt: Gottfried Richter heißt er, zuletzt tätig als Paketbote im unwegsamen Spreewald, verheiratet, eine Tochter. Befragungen und Ermittlungen ergeben, dass Gottfried Richter vor kurzem einen Mensc.
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